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Sonntag, 12. März 2017

BUSINESS-KOMMUNIKATION DURCH NICHT-WISSEN: GEHT DAS UND WENN JA, MACHT ES SINN?

Hans Peter Wimmer

von Hans Peter Wimmer | Personal- und Organisationsentwicklung


Zur ersten Frage: Ja, das geht. Natürlich nicht per se, quasi von Anfang an. Wir sind vollgepackt mit "Wissen", bis zum Überlaufen. Wissen und Bewertungen sind die (unbewussten) Paradigmen unserer Kommunikation. Ein (simples) Beispiel: Eine Führungskraft wird frühmorgens auf dem Weg zur Arbeit plötzlich von einem Geistes- oder Erkenntnisblitz getroffen. Heureka, ich hab´s. Die Lösung zu einem sie schon lange quälenden Problem ist ihr nun plötzlich messerscharf klar. Auch die für die Umsetzung notwendigen Maßnahmen erscheinen logisch vor ihrem geistigen Auge. Unverzüglich nach Ankunft in ihrem Büro trifft sie sich mit dem für die Umsetzung der Lösung verantwortlichen Manager und teilt ihm ihre Gedanken mit. 

Etwas erstaunt bzw. verärgert ist sie jedoch über dessen Reaktion: Der Manager teilt ganz und gar nicht ihre Begeisterung, im Gegenteil. Er wirkt irritiert, antwortet mit den klassischen "ja, aber..." Antworten und versucht offensichtlich, sich diesem Gespräch möglichst schnell zu entziehen. Wie auch immer dieses "Gespräch" endet, ob mit einem "faulen Kompromiss", einer klaren Ansage oder der Rücknahme des Ansinnens: Dieser Konflikt hätte vermieden werden können, wenn, ja wenn die Führungskraft vor dem Gespräch ihr zu dem aktuellen Thema bereits gespeichertes Wissen von der mentalen "Festplatte" gelöscht und auf einen Stick kopiert hätte. Das Know How ohne Sicherheitskopie einfach nur zu löschen, wäre sicher naiv (ginge auch gar nicht).       

Mit dieser Sicherheit im "Rücken" könnte die Führungskraft dann zum Beispiel nachstehende Gesprächs-Strategie verfolgen:

"Ich will in diesem Gespräch das bestmögliche Ergebnis erreichen und ich weiß noch nicht, bzw. noch nicht genau, wie es aussieht und/oder wie wir dahinkommen" und  "Ich will die höchstmögliche Zufriedenheit aller relevanten Beteiligten erzielen ".

Mit und durch diese Strategie kann sich die Führungskraft zur "Nicht-Wissenden Person" ent-wickeln (im wahrsten Sinne des Wortes) und wird zu Beginn des Gesprächs zuerst und vor allem nichts anderes im Sinn haben, als von ihrem Gegenüber zu erfahren, wie es über das Thema denkt und wie es aus seiner/ihrer Sicht gelöst werden sollte. Ergänzend zu diesem jetzt gewonnenen Wissen - oder - des Wissens um die subjektive Wirklichkeit des Gegenübers, könnte die Führungskraft ihr Wissen - oder ihre auf einem Stick gespeicherte, ebenfalls natürlich subjektive Wirklichkeit - wieder reaktivieren und beide Wirklichkeiten miteinander vergleichen. 

Insbesondere könnte sie bzw. könnten beide dann ihre "subjektiven Wirklichkeiten" dahingehend überprüfen, welchen "Psychologiken" ihre das Thema betreffenden "Bedeutungen" unterliegen:
Vielleicht einer "Angst-Logik", einer "Ich weiß es besser-Logik",          einer "Ich darf nicht verlieren-Logik" oder oder oder -Logik. Und so könnten sie sich in der Kenntnis dieser "Geheim-Agenden" möglicherweise zu einer "Gemeinsamen Wirklichkeit" voran tasten und tatsächlich einen Konsensus -oder zumindest einen tragfähigen Kompromiss finden. Der Schwerpunkt des Gesprächs müsste dabei eindeutig auf dem Verstehen-Wollen der "guten Gründe", der "Bedeutungen",    die beide der Sache zuschreiben, liegen.  
                                                                            
Die Führungskraft kann ohne Not und ohne jedes Risiko das Gespräch mit dem eindeutigen Fokus auf dem gegenseitigen Verstehen der jeweiligen dem zu behandelnden Thema zugeschriebenen Bedeutungen führen, denn am Ende des Klärungsprozesses kann sie entweder ihre eigenen Vorstellungen zurückstellen, wenn sie von den Gedanken des Gegenübers dahingehend überzeugt ist , dass diese ihre eigenen Ideen qualitativ übertrifft oder die Ideen des Gegenübers teilweise integrieren oder aber auch (als Ausnahme) sich für die Gedanken des Gegenübers bedanken und plausibilisieren, weshalb diese nicht umgesetzt werden können. In allen Fällen hat die Führungskraft der MitarbeiterIn insofern Wertschätzung entgegengebracht, als sie sich intensiv mit den Gedanken dieser Person auseinandergesetzt hat. Gespräche dieser Art führen in der Regel zu Win-Win-Ergebnissen.

Hans Peter Wimmer












Hans Peter Wimmer
Management-Trainer, Coach
Für alle Business-Belange

Gutlersberg 7
84359 Simbach am Inn
Tel.: +49 8574 – 912526
Fax: +49 8574 – 912527


Profil bei Xing:
Hans Peter Wimmer

Was die anderen Hochbegabten anders machen – ein Beispiel aus der Wirtschaft für die Politik

Man erkennt sie.


Es sind die kleinen Einsteins, die Picassos und die Mozarts. Sie lesen schon mit sechs Jahren „The New York Times“, korrespondieren mit fünf Jahren in Mandarin und spielen mit vier Jahren die Spatzenmesse in C-Dur. Später studieren sie dann bereits mit 14 an einer Uni und werden jüngster Professor oder jüngste Professorin.

Man kennt sie.

Dann gibt es noch die anderen.

Ihre Begabung ist nicht so offensichtlich. Oder: offensichtlich nur für Eingeweihte. Für Kennerinnen und Kenner. Wahrscheinlich stehen sie nicht in einem Labor. Ob sie mit dem Pinsel umgehen können? Seien Sie tapfer: Wohl eher nicht so. Ob sie eine Stradivari zu schätzen wissen? Hm.

Und doch haben sie ihre Begabung. Erkennbar wie gesagt fast nur für Eingeweihte.

Ein Beispiel: Ich war Mitglied in einem Verband, der das Wort „Wirtschaft“ in seinem Namen trägt. Es ging um ein Thema, das alle Menschen bewegt. Wirklich alle. Wirklich jeden. Es ging um Politik. Und um den Anlauf zu einem neuen Gesetz. Man diskutierte. Und fragte sich, wie man denn überzeugend argumentieren könnte.

Ich erwähnte den Gedanken einer Befragung. Sie kennen das: In jeder grösseren Stadt stehen diese Interviewer auf der grossen Einkaufsstrasse und wollen wissen, welche Zahnpasta, welches Waschmittel, welche Automarke Sie bevorzugen. Strasseninterviews nennen wir das. Wir, das sind meine Kolleg*innen aus der Marktforschung und ich. Ich hatte damals ein Institut für Markt- und Kommunikationsforschung. Unsere Klienten aus der Politik und Wirtschaft waren bekannt und angesehen und wir waren stolz darauf, für sie forschen zu dürfen.

In meinem Verband war das bekannt.

Ja. Sagte man: Eine Befragung auf der Strasse ist ein überzeugendes Argument. Wir – wer auch immer „wir“ sein sollte – wir stellen uns auf die Strasse und befragen die Menschen. Und dann geben wir – und das war der Sinn der Sache – das Ergebnis an den OB der Stadt. Einer von meinen Kollegen im Verband meinte dann: Ob wir wohl 50 Menschen dazu bewegen können, mit uns zu reden?

Wie, sagte ich: 50 Menschen?

Ja. Sagten die anderen. 50 Menschen wäre eine tolle Sache.

Klar sind 50 Menschen eine tolle Sache. Aber: Wie wollen wir einen OB mit den Stimmen von 50 Menschen motivieren, ein neues Gesetz in Gang zu bringen? Nach einer halben Stunde hatte man sich auf 100 Menschen geeinigt. Mit dem Zusatz: Ob wir das wohl schaffen werden?

Warum so zaghaft?

Die Jungs und Mädels, die hier zusammen sassen, waren die Menschen, die täglich über Millionen entschieden. Ihre Denkweisen waren nicht 100 oder 1.000. Es waren 1.000.000 und mehr!

Mir war klar, dass ich meine lieben Kolleginnen und Kollegen jetzt schockieren musste. Nicht weil ich Schocks mag – aber ich musste ihnen schon sagen, wie so etwas in der Realität funktioniert. Dass man an den verantwortlichen Stellen – sorry – 100 Menschen als Beweis nicht gelten lassen wird. Man wird schmunzeln und zur Tagesordnung übergehen.

Noch bevor ich den Gedanken: „Wie sag‘ ich es das denn jetzt?“ zu einem Satz modellieren konnte, war es raus:

1.000 INTERVIEWS!
1.000 Interviews?

Das Entsetzen war gross. Nur unser Präsident war begeistert. Und dann ging das los, was zumeist los geht, wenn ein Hochbegabter – eine Hochbegabte – eine Idee und einen Weg vor Augen hat: GEHT NICHT! FUNKTIONIERT NICHT! SCHAFFEN WIR NICHT! WIR SIND DOCH NICHT VERRÜCKT! WER SOLL DAS DENN ALLES ZAHLEN?

Ich hörte mir das eine Stunde an, während ich das Konzept schrieb, die Umsetzung des Konzepts plante und einen Entwurf für den Fragebogen entwarf. Unser Präsident hatte mich aus den Augenwinkeln beobachtet und rief mich auf – nach vorne zu kommen und die Einzelheiten zu präsentieren. Gesagt. Getan.
Wir fanden über 50 Mitglieder aus dem Wirtschafts-Verband, die mitmachten. Manager*innen, die ich mit meinem Team für diesen Einsatz schulte. Es waren wohl die Interviewer*innen mit den höchsten Stundenlöhnen, die hier und heute ehrenamtlich auf die Strasse gingen und sehr mutig die Menschen nach ihrer Meinung befragten.

Um Mitternacht hatten wir 1.037 Interviews geschafft. Alle von meinen Forscherkollegen und mir kontrolliert. Alle perfekt. Es war ein harter Job – aber selten habe ich ein Team von fast 100 „Mitarbeiter*innen“ so begeistert arbeiten gesehen.

Am nächsten Morgen wurde noch einmal kontrolliert. Und dann gingen die Fragebögen ins Rechenzentrum zur Uni. Ich schrieb dazu einen Bericht für die Präsentation. Mein Team zeigte einen bewundernswerten Einsatz. Und so konnte ich meiner Assistentin auch nicht die Bitte abschlagen, die Ergebnisse beim OB präsentieren zu dürfen.

Der OB schien sehr zufrieden. Und so wanderten unsere Ergebnisse weiter „nach oben“. Und so wurde aus unserer Idee der Beweis, dass die Menschen diese Verbesserung ihres Alltags wirklich wollten.

Schliesslich wurde aus dem Beweis ein Gesetz in Deutschland, das jedem Menschen den Alltag etwas besser macht. Zur Freude der Menschen.
Nein, so faszinierend wie ein Picasso ist dieses Gesetz nicht.

Aber es erleichtert seitdem allen Menschen ihr Leben. Und das Tag für Tag in Deutschland.

Wenn Sie Unternehmer*in sind: Gründen Sie einen Think Tank mit Ihren Hochbegabten und allen, die mutig sind und gross denken und handeln können. Dann sind Sie nicht nur Ihre Probleme los. Sie haben auch die Chance, die Welt ein bisschen besser machen zu können.

Was sagte John F. Kennedy in seiner Antrittsrede am 20. Januar 1961 in Washington, D.C.:

„Fragt nicht, was euer Land für euch tun kann - fragt, was ihr für euer Land tun könnt (…) fragt, was wir gemeinsam tun können für die Freiheit des Menschen.“ [1]

Lilli Cremer-Altgeld
Mobil 0049 1575 5167 001


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